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Schutz für die Vorfahrin unseres Weines

Die Wildrebe ist die Wildform unserer Kulturreben, aus denen Wein hergestellt wird. In Deutschland gibt es nur noch wenige Wildvorkommen, vor allem in Auwäldern am Oberrhein. Die Einrichtung von genetischen Erhaltungsgebieten soll den Schutz der Art unterstützten.

Blatt und Ranke der Wildrebe
Quelle: BLE

Die Wilde Weinrebe, auch Europäische Wildrebe (Vitis gmelinii Buttler) ist die Wildform der Kulturreben (Vitis vinifera), aus denen Wein produziert wird. Optisch sehen sich die Pflanzen recht ähnlich – aber die „Wilde“ kann in Höhen von 5 – 40 Metern klettern und nimmt dafür gerne Bäume als Gerüst. Ein bedeutender Unterschied ist auch, dass die Wilde Weinrebe zweihäusig getrenntgeschlechtlich ist, d. h. es gibt rein männliche und rein weibliche Pflanzen. Eine Vermehrung ist daher nur möglich, wenn beide Geschlechter in relativer Nähe zueinander wachsen und eine Bestäubung durch Insekten gegeben ist.

Achtung Verwechslungsgefahr: Die Art ist nicht mit dem aus Nordamerika eingeführten „Wilden Wein“ zu verwechseln, der als beliebte Kletterpflanze Hausfassaden bewächst und im Herbst eine feuerrote Färbung bekommt.

Bedeutung als genetische Ressource

Fast 70% der heimischen Flora sind verwandte Wildarten unserer Kulturpflanzen oder potenziell nutzbar für Ernährung und Landwirtschaft. Von diesen „Wildpflanzen für Ernährung und Landwirtschaft“ (WEL) können bestimmte Eigenschaften für die Züchtung und Weiterentwicklung von Kulturarten interessant sein. Bei Wildreben gibt es beispielsweise Hinweise auf Resistenzen gegen Pilzinfektionen wie Falscher Mehltau, Echter Mehltau und auch Schwarzfäule. Diese Eigenschaften könnten für die Züchtung der Kulturrebe nützlich sein und z. B. deren Widerstandsfähigkeit stärken. Da für diese komplexen Zusammenhänge weitere Informationen benötigt werden, förderte das BMEL ein Projekt, das eine Grundlage für die Erschließung der Wildrebe als genetische Ressource legte.

Schutz in Deutschland

In Deutschland steht die Art Vitis gmelinii Buttler als stark gefährdet auf der Roten Liste. Wenige hundert Pflanzen sind noch am Oberrhein zu finden. Auf der Rheininsel Ketsch lebt die letzte überlebensfähige Population Deutschlands, die gleichzeitig auch zu den größten in Europa zählt. Umso wichtiger ist, dass dieses Gebiet nun offiziell zu einem genetischen Erhaltungsgebiet (GenEG) erklärt werden soll, um den Schutz der wertvollen Pflanzen in ihrem natürlichen Lebensraum zu unterstützen. Das genetische Erhaltungsgebiet wird von der Fachstelle Wildrebe bei der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg betreut werden und ist Teil des Netzwerks Genetische Erhaltungsgebiete Deutschland.

Aufgrund der Seltenheit und hohen Bedeutung dieser genetischen Ressource spielt die Sicherung in Genbanken eine wichtige ergänzende Rolle, um das Pflanzenmaterial langfristig erhalten zu können. Seit der Erfassung der Wildrebenbestände in Deutschland werden Wildreben sowohl in der Deutschen Genbank Reben als auch im Erhalternetzwerk der Botanischen Gärten erhalten. Die Wildrebensammlungen in beiden Erhaltungsnetzwerken sind von internationaler Bedeutung und in viele Forschungsprojekte involviert. Hier sind bisher fast 200 Genome von Wildreben entschlüsselt und in eine Datenbank integriert worden, die die genetische Vielfalt der letzten Individuen dieser Art in Deutschland aufzeigt.

Weitere Informationen:

Genetische Erhaltungsgebiete Wildrebe

Netzwerk Europäische Wildrebe

Recherchemöglichkeit der Wildreben-Vorkommen in Deutschland