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Internationale Vertragsstaatenkonferenz zur Biodiversität CBD COP 16

Nach zweiwöchigen Verhandlungen in Kolumbien und einer rekordverdächtigen fast 12-stündigen Plenarsitzung, konnten wichtige Kompromisse für den Biodiversitätsschutz beschlossen werden, bevor die Sitzung am Morgen des 2.11 aufgrund von fehlender Beschlussfähigkeit beendet werden musste.

Ausschnitt des Flurs auf dem Gelände der UN Biodiversitätskonferenz in Cali. Der Fokus liegt auf einem Banner, auf dem das bunte Logo der Konferenz aufgedruckt ist, welches eine kolumbianische Blume darstellt.
Überall präsent und farblich in Szene gesetzt - das Logo der COP 16. Verkörpert durch die Inírida-Blume, eine endemische Art aus Kolumbien, spiegelt es die reiche biologische Vielfalt des Landes wieder.
Quelle: ENB Mike Muzurakis

Zum 16. Mal trafen sich die Vertragsstaaten des Übereinkommens über die Biologische Vielfalt (CBD) um gemeinsam weltweit den Schutz und die nachhaltige Nutzung der Biodiversität voranzubringen und die in 2022 beschlossenen Ziele des Globalen Biodiversitätsrahmens (GBF) umzusetzen. Für die vollständige Umsetzung des GBFs fehlten bislang beispielsweise noch einzelne Indikatoren, oder deren Methodik, um künftig über die Erreichung der 23 Handlungsziele berichten zu können sowie auch ein zeitlicher Ablauf eines Review-Prozesses des GBF.

Deutschland nahm unter der Leitung von Bundesumweltministerin Steffi Lemke (BMUV) an der Konferenz teil. Themen speziell zur Agrobiodiversität, zum Monitoring und zu Diskussionen rund um digitale Sequenzinformationen (DSI) wurden im Auftrag des BMEL durch das IBV vor Ort begleitet. 

Wichtige Beschlüsse und Ergebnisse

Nach dem Motto „Im Sinne der Kompromissbereitschaft“ konnten viele der Verhandlungen einen Abschluss finden. Zu den wichtigsten Beschlüssen zählen:

  • der Kompromiss für einen Mechanismus, der den fairen und gerechten Vorteilsausgleich bei der Nutzung von digitalen Sequenzinformationen (DSI) global regeln soll. Für diesen multilateralen Mechanismus (MLM DSI) einigte man sich auf die Einrichtung eines sogenannten Cali-Fonds. Der Beschluss formuliert Zahlungserwartungen an Firmen, dessen Richtwerte auf dem Umsatz oder dem Profit des Unternehmens basieren. Dies bedeutet, dass künftig erwartet wird, dass beispielsweise Pharmaunternehmen oder Züchtungsfirmen, die von der Nutzung von DSI profitieren, einen Beitrag in den Cali Fonds einzahlen. Auch wenn die Eckpfeiler des Mechanismus in der Entscheidung enthalten sind, müssen weitere wichtige Elemente, wie etwa der „Verteilungsschlüssel“ der Gelder, noch bis zur nächsten COP erarbeitet werden.
  • der Beschluss zu den Zusammenhängen zwischen dem Verlust der biologischen Vielfalt und dem Klimawandel, mit dem künftig eine stärkere Verzahnung von Klima- und Naturschutz gelingen soll, besonders im Hinblick auf die aktuell stattfindende Weltklimakonferenz. Synergien sollen etwa durch die Abstimmung der Inhalte der nationalen Biodiversitätsstrategien und Aktionspläne (NBSAPs) und nationalen Klimabeiträge (NDCs) geschaffen werden. Damit soll sichergestellt werden, dass Klimaschutzmaßnahmen auch zur nachhaltigen Nutzung und Erhaltung der Biodiversität und den von ihr erbrachten Ökosystemleistungen beitragen.
  • der Beschluss zum Meeresschutz, der bereits acht Jahre verhandelt wurde und künftig dabei hilft biologisch wertvolle Meeresgebiete zu identifizieren, auch im Zusammenhang mit dem UN-Hochseeschutzabkommen (BBNJ).
  • der Beschluss zu indigenen Völkern und lokalen Gemeinschaften (IPLCs), auf den Jubel und Beifall folgten. Dieser enthält die Verabschiedung eines Arbeitsprogramms sowie eines neuen permanenten Ausschusses, wodurch die Stimme der IPLCs gestärkt wird und die Bedeutung von traditionellem Wissen für den Biodiversitätsschutz betont wird.

Zusammenspiel von Biodiversität mit Landwirtschaft und Ernährung

Zu den Teilnehmenden der Konferenz gehörte neben den Delegationen, der Privatwirtschaft und weiteren auch die Welternährungsorganisation (FAO), die sich bereits bei der Entwicklung des GBF stark eingebracht hatte um agrarökologische Aspekte zu integrieren sowie Einflüsse und Wechselwirkungen von Biodiversität und Landwirtschaft zu messen. So bekennen sich Vertragsstaaten beispielsweise dazu, das Aussterben von Arten zu stoppen, genetische Vielfalt sowohl innerhalb als auch zwischen wilden und domestizierten Arten zu erhalten sowie biodiversitätsfreundliche Praktiken in der Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei zu fördern.

Biodiversität ist sowohl die Grundlage landwirtschaftlicher Systeme als auch für die Ernährungssicherung. Aufgrund dieser Bedeutung widmeten sich Vertreter von FAO und CBD gemeinsam einen Tag lang diesem Thema. Der „Food Day“ wurde von der Exekutiv Sekretärin der COP 16, Astrid Schomaker, mit dem Wunsch nach „Food for thought and an appetite for action” eröffnet und bot Stakeholdern die Möglichkeit zum Austausch und zur Vorstellung von Agrobiodiversitätsinitiativen und Projekten.

Vor der COP ist nach der COP

In Anbetracht des ausstehenden, offiziellen Endes der Verhandlungen steht die Frage im Raum, wie und wann es weitergeht. Der Abbruch der COP16 hat zur Folge, dass zu einzelnen Themen Beschlüsse ausstehen. So konnte etwa noch kein finaler Beschluss zum ergänzten Monitoringrahmen erfolgen, ebenso wenig zu den Finanzierungsmechanismen. Dazu zählt auch der Haushalt für die nächsten zwei Jahre, wodurch dem Sekretariat vorerst die Hände gebunden sind, bis zur Abhandlung einer außerordentlichen Sitzung. Der Zeitpunkt der außerordentlichen Sitzung wurde noch nicht festgelegt. 
Die nächste, turnusgemäß stattfindende Vertragsstaatenkonferenz der CBD (COP 17) wird Ende 2026 in Yerevan, Armenien, stattfinden.

Weiterführende Informationen und Dokumente finden Sie auf der offiziellen Konferenzseite der CBD