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Internationale Zusammenarbeit zur genetischen Vielfalt – Resümee nach der 20. Sitzung der FAO-Kommission

Ergebnisse der Kommissionssitzung für genetische Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft (CGRFA). So sehen die nächsten Schritte für die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der Biodiversität in der Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei aus.

ITPGRFA Sekretär Kent Nnadozie; CGRFA Sekretärin Manoela Pessoa de Miranda; CGRFA 20 Vorsitzender Benoît Girard; FAO stellv. Direktor Godfrey Magwenzi; und CBD Exekutiv-Sekretärin Astrid Schomaker (IISD/ENB Mike Muzurakis)

„Sie haben mich inspiriert“, sagte Manoela Pessoa de Miranda, die neue Sekretärin der FAO-Kommission, als die 20. Sitzung am Freitagabend pünktlich beendet werden konnte. Diese hatte vergangene Woche vom 24.03. – 28.03.2025 unter dem Motto Förderung der Vielfalt für die weltweite Lebensmittelsicherheit und Ernährung in Rom stattgefunden. 

Genetische Vielfalt ist für Nahrungsmittelsysteme von grundlegender Bedeutung, jedoch sehr schwierig zu erfassen und zu systematisieren. Die Arbeit der Kommission und ihrer Mitglieder stellt eine zunehmend wichtigere, aber oft übersehene Nische in der internationalen Zusammenarbeit dar. Zu den Hauptaufgaben der CGRFA zählt es, den Zustand der genetischen Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft (GRFA) in fünf Sektoren in regelmäßigen Zustandsberichten (State of the World Report - SoW) festzuhalten. Im Rahmen der diesjährigen Kommissionssitzung wurden zwei solcher Berichte veröffentlicht, einer über pflanzengenetische Ressourcen (PGR) und einer über forstgenetische Ressourcen (FGR). Diese Informationen bilden die Grundlage für globale Aktionspläne und nationale Richtlinien zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der genetischen Vielfalt.

Die Ergebnisse im Überblick

Während der Sitzung wurden unter anderem die folgenden Inhalte beschlossen: 

  • die Vorbereitung und Entwicklung drei weiterer Weltzustandsbericht: 1. über Biodiversität für Ernährung und Landwirtschaft (SoW-BFA), über aquatische genetische Ressourcen (SoW-AqGR) und 3. über tiergenetische Ressourcen (SoW-AnGR).
  • die Einführung der neuen globalen Informationsplattform SilvaGRIS, zu forstgenetischen Ressourcen, sowie die Aufforderung nationale Register zu erstellen. Auch für die im letzten Jahr veröffentlichte Plattform AquaGRIS werden Länder weiterhin aufgefordert wichtige Informationen zu gezüchteten Arten und Beständen bereitzustellen.
  • die Planung eines Multi-Stakeholder-Workshops in Zusammenarbeit mit dem Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD) und dem Internationalen Saatgutvertrag (ITPGRFA) zum Thema Digitale Sequenzinformationen (DSI). Damit sollen die Auswirkungen des unter der CBD kürzlich beschlossenen multilateralen Mechanismus für die faire und gerechte Aufteilung der Vorteile aus der Nutzung von DSI diskutiert werden.
  • die Planung eines weiteren Multi-Stakeholder-Workshops in 2026 zur Rolle der genetischen Vielfalt für die Anpassung an den Klimawandel und für die Minderung der Folgen.
  • weitere Schritte zur Einrichtung einer globalen Bestäuberplattform sowie die Prüfung von Aktivitäten für genetische Ressourcen von Mikroorganismen und wirbellosen Tieren (MIGR) für das mehrjährige Arbeitsprogramm. Einen hohen Bedarf sieht man im Bereich Taxonomie, Charakterisierung und Aufbau von Infrastrukturen für die Erhaltung und Nutzung von MIGR.

Übergabe des Staffelstabes

Der Vorsitzende Benoît Girard begrüßte Paz Benavidez von den Philippinen, die als neue Vorsitzende für den anstehenden, zweijährigen Arbeitszyklus gewählt wurde und demnach die 21. Kommissionssitzung in 2027 leiten wird. Der Kanadier Benoît bedankte sich für das kollegiale Miteinander und das Vertrauen in ihn und scherzte, dass die kanadische Flagge ein Ahornblatt abbilde, da sich die Kanadier „mit süßer Freundlichkeit aus brenzligen Situationen befreien“ (eng. „Sweet kindness to get out of sticky situations“). 

Zum Durchatmen bleibt wie immer wenig Zeit, da es in 2026 mit den zwischenstaatlichen technischen Arbeitsgruppen (ITWGs) weitergeht. Hierfür wird Deutschland an den ITWGs für pflanzen- und tiergenetische Ressourcen teilnehmen sowie zu aquatisch genetischen Ressourcen.

Von international auf national

Aufgrund der hohen Abhängigkeiten von landwirtschaftlichen Produktionssystemen und Biodiversität, arbeiten die FAO und die CBD eng zusammen. Innerhalb der Kommission gibt es eine große Schnittmenge vor allem zwischen der Arbeit zur Biodiversität für Ernährung und Landwirtschaft (BFA) und den Zielen des Globalen Biodiversitätsrahmens (GBF) der CBD. Wie können Mitgliedsstaaten diese international getroffenen Ziele auf auf eine nationale Ebene überführen?

Deutschland hat beispielsweise in 2024 eine nationale Strategie und ein Aktionsplan zu genetischen Ressourcen für Ernährung, Landwirtschaft, Forst und Fischerei veröffentlicht, die sich an den international festgelegten, strategischen Prioritäten und Einzelmaßnahmen des Aktionsplans der CGRFA (FA BFA) orientieren. Durch den Ausbau und die Finanzierung eines Genbanknetzwerkes wird so beispielsweise zur langfristigen Erhaltung der genetischen Ressourcen beigetragen.

Die Nationale Strategie ist nun auch in Englisch verfügbar: https://www.genres.de/fachportale/agrobiodiversitaet/genetische-ressourcen-strategie#c16965

Hintergrund zur FAO-Kommission

Die Kommission für genetische Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft (CGRFA) ist bei der Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen mit Sitz in Rom angesiedelt. Sie ist das einzige ständige zwischenstaatliche Gremium, das sich mit der Erhaltung aller Arten von biologischer Vielfalt für Ernährung und Landwirtschaft befasst. Das umfasst neben Nutztieren, Nutzpflanzen, genutzten Baumarten, aquatischen Lebewesen, Mikroorganismen und Wirbellose auch die Vielfalt aller nicht domestizierten Arten, die die Produktion ermöglichen – zum Beispiel Bestäuber oder Bodenorganismen.

Im Laufe der Jahrzehnte hat die CGRFA ein einzigartiges Profil an der Schnittstelle zwischen der Erhaltung der biologischen Vielfalt und der Steuerung von Ernährungssystemen aufgebaut. Trotz ihrer engen Verbindung zum Internationalen Vertrag über pflanzengenetische Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft (ITPGRFA) und dem Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD) ist die Kommission kein Vertragsorgan.

Alle zwei Jahre treffen sich die 179 Mitgliedsstaaten zur Plenumssitzung, um die weltweiten Aktivitäten zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der Biodiversität und genetischer Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft abzustimmen. Die wichtigsten Errungenschaften der Kommission sind globale Standards bei der Berichterstattung zu den oben genannten genetischen Ressourcen. Dies erlaubt einen weltweiten Überblick über den Zustand der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen in Landwirtschaft und Ernährung.