Wild-Birnen in Europa
Die Verbreitung der Wild-Birne erstreckt sich von Westeuropa bis zum Kaukasus – in Nordeuropa hingegen ist sie nicht zu finden. Sie bevorzugt einen mäßig trockenen, basenreichen und nährstoffhaltigen Boden und findet sich vorwiegend in den warmen Tieflagen in lichten Mischholzbeständen, in denen auch Eichen eine größere Rolle spielen. Wild-Birnen, wie auch Wild-Äpfel, sind also als Relikte wärmeliebender Eichenwälder anzusehen. Saure oder übernässte Böden verträgt die Wild-Birne nicht. Steht sie am richtigen Standort (meist an der Trockengrenze eines Waldes), so wird sie mit einem bis zu einem Meter dicken Stamm und einer Höhe von 5 bis 15 Metern durchschnittlich 100 bis 150 Jahre alt. Manche Wild-Birnen werden sogar an die 200 Jahre alt.
Weiter hat sie für die Tierwelt einen hohen ökologischen Wert. Die Wild-Birne ist auf Fremdbestäubung angewiesen und wird von einer Vielzahl von Insektenarten bestäubt, zum Beispiel Zwei- und Hautflügler wie die Langhornbienen, Hummeln und Schwebfliegen. Vorrangige Bestäuber der Wild-Birne sind jedoch Bienen, so dass sie als ergiebige Bienenweide gilt.
Zudem erlangt die Wild-Birne aufgrund der hohen Trockentoleranz bei sich ändernden Klimabedingungen im Wald steigende Bedeutung. Denn mit dem Klimawandel und den damit einhergehend höheren Temperaturen könnte sie recht gut auskommen, die Vielfalt in den Wäldern bereichern und als Gewinnerin hervorgehen.
Vorkommen in Deutschland
Die Wild-Birne ist in ihrem Bestand bundesweit als gefährdete Baumart einzustufen. Die Gründe für ihre Seltenheit und Gefährdung liegen zum einen in ihrer Konkurrenzschwäche gegenüber forstlichen Wirtschaftsbaumarten, durch die sie – auch wegen mangelnder waldbaulicher Förderung - aus genutzten Wäldern auf Randlagen und Extremstandorte verdrängt wird. Eine zweite Bedrohung ist die genetische Vermischung mit Kulturbirnen, die im Zuge der generativen Vermehrung auftreten kann. Es gilt als gesichert, dass die heutigen Kultursorten aus Kreuzungen mehrerer Wild-Birnen-Arten stammen, wodurch eine Abgrenzung beider Arten zusätzlich erschwert wird.
Die meisten der rund 14.000 in Deutschland erfassten Wild-Birnen finden sich vor allem in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Nordost-Württemberg sowie Nordwest-Bayern in Eichen- und Ulmen-Auwäldern, Eichen-Trockenwäldern und Felsgebüschen.
Wichtige Genzentren in Deutschland, sprich Vorkommensschwerpunkte mit hoher genetischer Vielfalt, finden sich im süddeutschen Raum in Franken, in Nord- und Mittel-Thüringen, im Bereich der mittleren Elbe und in Nordbrandenburg sowie in der Küstenregion Mecklenburg-Vorpommerns.