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Genetische Vielfalt von Fischbeständen langfristig erhalten Schwerpunkt langfristige Erhaltung

Unterwasseraufnahme einer Äsche.
Quelle: Getty Images.

Bei wildlebenden aquatischen genetischen Ressourcen konzentrierten sich die bisherigen Erhaltungsmaßnahmen auf die Erhaltung im natürlichen Lebensraum. Darüber hinaus existieren verschiedene Elternfischhaltungen für Wiederansiedlungsprojekte im Rahmen von Artenschutzmaßnahmen, zum Beispiel vom Baltischen und Atlantischen Stör, dem Maifisch oder dem Atlantischen Lachs. Diese Elternfischhaltungen stellen „Ex-situ“-Erhaltungsmaßnahmen dar und erfüllen im Prinzip die Funktion einer Lebendgenbank. In der Roten Liste des Bundesamts für Naturschutz (BfN) der etablierten Fische und Neunaugen der marinen Gewässer sowie der Roten Liste der im Süßwasser reproduzierenden Neunaugen und Fische werden insgesamt 179 Fischarten und vier Neunaugenarten zur heimischen Fauna gezählt. Von den Fischen gelten elf Arten als ausgestorben oder verschollen und 39 Arten als bestandsgefährdet. Im Nationalen Inventar Aquatischer Genetischer Ressourcen (AGRDEU) werden derzeit 133 Fisch- und Neunaugenarten sowie 15 Weichtier- und zwölf Krebsarten geführt. In Deutschland werden ca. 15 Fischarten, eine Muschel- und eine Garnelenart in nennenswertem Umfang in Aquakultur produziert. Die in der Aquakultur als Laichfischbestände geführten aquatischen genetischen Ressourcen können nur durch eine ökonomisch tragfähige Bewirtschaftung und Nutzung – zum Beispiel in Teichwirtschaften (also on farm) – langfristig erhalten werden.

IBV-Fachgespräch: Ex-situ-Erhaltung aquatischer genetischer Ressourcen

Bild einer Biobankanlage.
Quelle: BLE.

Am 30.10.2025 wurde seitens des Informations- und Koordinationszentrums für Biologische Vielfalt (IBV) der Bundesanstalt für Ernährung und Landwirtschaft ein Fachgespräch zum Thema Ex-situ-Erhaltung aquatischer genetischer Ressourcen durchgeführt. Angesichts des kontinuierlichen Verlusts biologischer Vielfalt in Süßwasserlebensräumen gewinnt die Ex-situ-Erhaltung – also die Erhaltung außerhalb des natürlichen Lebensraums – für die langfristige Sicherung aquatischer Vielfalt zunehmend an Bedeutung.

Im Rahmen des Gesprächs, an dem 18 Expertinnen und Experten aus diversen Institutionen, wie beispielsweise Genbanken, Museen, Fischerei- und Naturschutzbehörden, teilnahmen, wurde die Frage erörtert, inwiefern Ex-situ-Erhaltungsprogramme einen Beitrag zum langfristigen Erhalt der genetischen Vielfalt aquatisch genetischer Ressourcen in Deutschland leisten können.

Es bestand Konsens darüber, dass Ex-situ-Erhaltungsmaßnahmen rechtzeitig eingeleitet werden müssen, solange noch ausreichend viele Elternfische beziehungsweise genetisches Material in den natürlichen Populationen vorhanden sind. Die Kryokonservierung von Spermien und Gewebe wird als ein bedeutendes Instrument zur langfristigen Sicherung aquatischer genetischer Ressourcen erachtet. Um Veränderungen in der genetischen Diversität frühzeitig erfassen zu können, ist ein kontinuierliches genetisches Monitoring erforderlich. Im Rahmen der Diskussion wurden geeignete Monitoring- und Frühwarnsysteme, etwa in Form eines Ampelmodells, sowie die Nutzung bestehender Monitoring-Programme zur Probengewinnung erörtert. Historische Proben (beispielsweise Museumsmaterial) sowie neu gesammelte Gewebe- oder Zellproben sollten systematisch genutzt und in Biobanken bzw. Kryokonservierungsarchiven gesichert werden.

Die Erfolgreiche Ex-situ-Erhaltung in Form von Erhaltungszuchtprogrammen erfordert nach Meinung der Expertinnen und Experten eine enge Zusammenarbeit von Forschungseinrichtungen und Praktikern (Brutanstalten, Fischzüchter). Die Praktiker stellen Infrastruktur und Know-how bereit. Durch wissenschaftliche Begleitung kann die genetische Qualität, die Dokumentation und die Kontrolle der Erhaltungszuchtbestände sichergestellt werden.

Die Entwicklung von Leitlinien oder abgestuften Handlungsempfehlungen für die Ex-situ-Erhaltung aquatischer genetischer Ressourcen wird als sinnvoll angesehen, um Vorgehensweisen, Prioritäten und Zuständigkeiten zu definieren.

Die Ergebnisse des Fachgesprächs sollen als Grundlage für politische Entscheidungen dienen, mit denen die Nationale Strategie für genetische Ressourcen und das Nationale Fachprogramm für aquatische genetische Ressourcen konkretisiert und umgesetzt werden kann.

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